
Die Schifffahrt ist noch immer arg gebeutelt. Überlastung der Häfen, zu wenig Besatzung und Hafenmitarbeiter, Lieferschwierigkeiten – all das sorgt dafür, dass Transporte mit Containerschiffen oft nicht ganz so reibungslos ablaufen, wie es normalerweise der Fall ist. In einer Studie des Versicherers Allianz Global Corporate & Specialty SE (AGCS) geht man den Ursachen nun auf den Grund.
Zwar ebbt die Pandemie langsam ab, doch die Auswirkungen wie beispielsweise überlastete Häfen, sind immer noch deutlich zu spüren. Containerschiffe sind derzeit Mangelware – nicht, weil es keine gäbe, sondern vielmehr, weil sie oft länger unterwegs sind, als eigentlich nötig wäre und es normalerweise der Fall ist.
Ein weiterer Grund für die angespannte Lage ist der Ukraine-Krieg. Der Leiter der Schifffahrtsversicherung der AGCS in Zentral- und Osteuropa und Globaler Produktmanager für Schiffskasko der AGCS, Justus Heinrich, beschreibt die durchwachsene Lage:
Dadurch haben sich die durch die Covid-19-Pandemie verursachten Probleme in den Lieferketten, bei der Überlastung der Häfen und der Besatzungskrise weiter verschärft. Gleichzeitig geben einige der Folgen des Schifffahrtsbooms, wie die Änderung der Nutzung oder die Verlängerung der Nutzungsdauer von Schiffen, Anlass zur Sorge.
Der Verlust von Schiffen im Schwarzen Meer belastet die Branche zusätzlich, ebenfalls die Sanktionen, die für eine Unterbrechung der Handelsströme sorgen. Darüber hinaus hat der Krieg Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von Treibstoffen und auf die Cybersicherheit.
Ebenfalls eine große Herausforderung für die Schifffahrtsindustrie sind die anspruchsvollen Klimaziele. Diese sind zwar durchaus verständlich und wichtig, stellen die Schiffseigner und die Versicherer jedoch vor eine große Aufgabe. Denn die Bergung von Schiffswracks ist aufwändig und teuer. Während Wracks früher an Ort und Stelle belassen wurden, wenn sie die Schifffahrt nicht gefährden, müssen sie heute entfernt und die Meeresumwelt wiederhergestellt werden.
Logistik: Container sind nach wie vor knapp
Viele der Schwierigkeiten, mit denen die Schifffahrt derzeit zu kämpfen hat, sind noch immer pandemiebedingt. Darüber hinaus kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass der wirtschaftliche Aufschwung nach den Lockdowns nach wie vor dafür sorgt, dass Container knapp sind. Das führte zu einem starken Anstieg der Charter- und Frachtraten, was wiederum einige Reedereien dazu brachte, Massengutfrachter, Produkttransporter oder Öltanker umzurüsten, um sie für den Containertransport einsetzen zu können.
Der Versicherer Allianz AGCS sieht das mit großer Besorgnis, denn Stabilität, Brandbekämpfungsmöglichkeiten und Ladungssicherung sind dadurch fraglich und die Manövrierungseigenschaften können beeinträchtigt sein, vor allem bei schlechtem Wetter. Auch die Laufzeiten von Containerschiffen wird wegen der hohen Nachfrage häufig verlängert, was jedoch ebenfalls ein Sicherheitsrisiko darstellt. Viele Herausforderungen also, denen sich die Branche derzeit und in naher Zukunft stellen muss und die sie kaum beeinflussen kann.
Quelle: Logistik heute