Der Hamburger Hafen ist ein wichtiger Knotenpunkt für den deutschen Außenhandel, und Veränderungen in der Weltwirtschaft machen sich hier rasch bemerkbar. Dies zeigt sich in den Finanzberichten der HHLA AG, die drei der vier Containerterminals in Hamburg betreibt: Umsatzrückgänge und Gewinnrückgänge sind zu verzeichnen. Im ersten Halbjahr verzeichnete der Konzern einen Umsatzrückgang von 7 Prozent auf 727 Millionen Euro, das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) sank auf 50 Millionen Euro, und das Ergebnis nach Steuern belief sich nur noch auf 8 Millionen Euro, verglichen mit 44 Millionen Euro im Vorjahr.
Auswirkungen dieser Krise zeigen sich auch auf den Arbeitsmarkt im Hafen. Die Hafenbetriebsgesellschaft GHB – der nicht gewinnorientierte Personaldienstleister für Unternehmen im Hamburger Hafen – meldete im Juni Kurzarbeit für alle 1000 Mitarbeiter an, rückwirkend zum 1. Mai.
Die HHLA erkennt jedoch, dass nur der Verzicht auf Zeitarbeiter nicht ausreicht, um den Geschäftsrückgang auszugleichen. Nun wird auch innerhalb der HHLA über Kurzarbeit, Flexibilität und sogar Personalabbau nachgedacht, auch wenn dies nicht direkt formuliert wird. In einer schriftlichen Antwort auf entsprechende Maßnahmen wird erklärt, dass die HHLA die Modernisierung und Automatisierung an ihren Hamburger Containerterminals nutzen wird, um Arbeitsstunden abzubauen.
Die Maßnahmen werden in Verhandlungen mit den Tarifpartnern diskutiert, und es wird betont, dass betriebsbedingte Kündigungen vermieden werden sollen. Als börsennotiertes Unternehmen mit der Stadt Hamburg als Großaktionär hatte die HHLA zur Jahresmitte etwa 6700 Beschäftigte, wovon etwa die Hälfte in Hamburg arbeitet.
Die HHLA-Vorstandsvorsitzende Angela Titzrath bremst, wie im Vorwort des Quartalsberichts deutlich wird. Dort heißt es, dass die HHLA ihre Kostendisziplin verstärkt. Ausgaben und Projekte, die nicht dringend notwendig sind, werden verschoben, und Einsparungen werden sofort umgesetzt.
Gleichzeitig setzt die HHLA auf Effizienzsteigerungen. Vor kurzem führte das Unternehmen am Terminal Burchardkai automatische elektrische Lagerkräne ein, die Container stapeln können. Diese Stapel können höher sein als bisher mit Hilfe von herkömmlichen Van-Carriern. Im internationalen Vergleich gilt der Hamburger Hafen als vergleichsweise ineffizient. Die Kosten im Containertransport sind ebenfalls hoch, wodurch die Häfen Rotterdam und Antwerpen zu wachsender Konkurrenz für den Containerumschlag in Hamburg werden.
Kurskorrektur wegen deutlichem Umsatzrückgang
Während HHLA-Chefin Titzrath im Frühjahr noch eine leichte Umsatzsteigerung für das gesamte Jahr erwartet hatte, lautet die aktuelle Prognose, dass der Umsatz deutlich sinken wird. Das Ebit wird voraussichtlich in einer Spanne von 115 bis 135 Millionen Euro liegen, verglichen mit 220 Millionen Euro im Vorjahr. Ursprünglich hatte die HHLA AG andere Pläne. Ein Potenzial von 400 Millionen Euro sollte erschlossen werden, um in Marktpositionen, Neugeschäft und die Dekarbonisierung des Geschäftsbetriebs investieren zu können. Dies wird zwar weiterhin betont, jedoch wird nun der Zeithorizont für diese Ziele überdacht.
Die konjunkturelle Erholung in den für die Hafenlogistik wesentlichen Märkten hat sich schwächer entwickelt als von führenden Wirtschaftsinstituten zu Jahresbeginn angenommen. Dies spiegelt sich in der veränderten Prognose der HHLA wider. Die Signale waren bereits im ersten Quartal im Hafen spürbar, da an den Hamburger Terminals, die von der HHLA betrieben werden, deutlich weniger Container umgeschlagen wurden. Im ersten Halbjahr ging das Umschlagvolumen um 13 Prozent auf 2,8 Millionen TEU (Standardcontainer) zurück.
Insbesondere die Geschäfte mit Fernost sind rückläufig, und positive Impulse aus Nordamerika konnten dies nicht ausgleichen. Zudem spürt die HHLA den Rückgang im Zubringerverkehr (Feeder). Neben den Auswirkungen der Russlandsanktionen spielt auch der Rückgang im Geschäft mit Polen und Schweden eine Rolle.
Quelle: FAZ