In der modernen Lagerlogistik zeichnet sich eine bemerkenswerte Entwicklung ab: Drohnen, die bisher hauptsächlich im Freien eingesetzt wurden, finden nun auch in Lagerhallen vielfältige Anwendungen. Insbesondere bei der Inventur, einer traditionell zeitintensiven und monotonen Aufgabe, die oft wertvolle Arbeitskraft bindet, kommen diese agilen Fluggeräte zunehmend zum Einsatz.
Die Durchführung einer Inventur, bei der der Bestand überprüft und mit den Soll-Werten abgeglichen wird, kann insbesondere in Hochregallagern nicht nur mühsam, sondern auch gefährlich sein. Hier bieten Drohnen eine innovative Lösung, wie das Unternehmen Doks.innovation aus Kassel zeigt. "Drohnen erreichen problemlos Orte, die für Menschen oder herkömmliche Maschinen schwer zugänglich sind. Sie sind zudem sehr flexibel einsetzbar", erklärt Mike Becker, Technischer Leiter und Mitbegründer des Start-ups.
Doks.innovation hat verschiedene Drohnensysteme entwickelt, darunter "doks.inventairy", das eine automatisierte Bestandserfassung in Hochregallagern ermöglicht. Voraussetzungen für den Einsatz dieses Systems sind ein zugänglicher Barcode auf den Lagereinheiten und ein entsprechendes Lagerlayout.
Interessant ist die Kombination aus Drohne und einem mobilen Bodenfahrzeug mit integrierter Ladestation. Diese Kombination ermöglicht einen kontinuierlichen Betrieb ohne Batteriewechsel. "Dadurch kann das System bis zu fünf Stunden ununterbrochen im Lager operieren", führt Becker aus.
Nach einer initialen Lernphase, in der sich das System mit der spezifischen Lagerumgebung vertraut macht, navigiert doks.inventairy vollautomatisch durch die Regale. Mithilfe von KI-basierter Computer Vision und verschiedenen Navigationsalgorithmen kann das System selbstständig Aufgaben übernehmen, wie beispielsweise das regelmäßige Scannen bestimmter Bereiche.
Ein weiterer Aspekt der Technologie ist die Fähigkeit, mittels Sensoren und Kameratechnik zu erkennen, ob ein Lagerplatz leer ist oder ob sich kleinere Objekte darauf befinden, die sonst übersehen werden könnten.
Branchenweite Akzeptanz und Zukunftsperspektiven
Aktuell wird doks.inventairy vor allem in der Kontraktlogistik eingesetzt, mit namhaften Partnern wie GXO und der Seifert Logistics Group, sowie in der Automobilindustrie, unter anderem bei Volkswagen. Jeder Kunde erhält eine individuell angepasste Lösung, die auf einem digitalen Zwilling des Lagerlayouts basiert.
Es gibt jedoch auch Bedenken, insbesondere hinsichtlich des Arbeitsplatzverlustes. Becker betont jedoch, dass die Drohnentechnologie eher dazu dient, Mitarbeiter von repetitiven Aufgaben zu entlasten und in Zeiten des Fachkräftemangels eine effiziente Inventur zu gewährleisten.
Durch diese Innovationen in der Lagerlogistik wird nicht nur die Effizienz gesteigert, sondern auch ein sichererer und modernerer Arbeitsplatz geschaffen. Drohnen in der Intralogistik bieten somit eine vielversprechende Zukunft für die Automatisierung und Digitalisierung von Lagerprozessen.
Quelle: Logistik heute