Die Welt der Logistik steht vor einem Umbruch: Das Schlagwort "Open Source" gewinnt immer mehr an Bedeutung. Getrieben von der Open Logistics Foundation, wird die Zusammenarbeit verschiedener Unternehmen zur Norm, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln, die der gesamten Branche zugutekommen. Hierbei handelt es sich nicht nur um eine theoretische Idee, sondern um eine praxisnahe Vision, die bereits von Mitgliedern wie Viastore aktiv vorangetrieben wird.
Container sind das Paradebeispiel für erfolgreiche Standardisierung in der Logistik. Die weltweit einheitlichen Maße und Spezifikationen bieten keinen Wettbewerbsvorteil, erleichtern jedoch die Zusammenarbeit und Effizienz erheblich. Diese Philosophie soll nun auch auf andere Bereiche der Logistik übertragen werden. Andreas Nettsträter, CEO der Open Logistics Foundation, betont: „Es gibt viele Bereiche in der Logistik, die nicht marktdifferenzierend sind und für die jeder seine eigene Lösung entwickelt hat. Hier setzen wir an.“
Die Open Logistics Foundation, gegründet 2021, hat sich das Ziel gesetzt, Open-Source-Lösungen für solche Commodities zu entwickeln. Dies geschieht in enger Kooperation mit Unternehmen, die teilweise auch Konkurrenten sind. Die Vision: Durch gemeinsame Standards und Werkzeuge wird die Branche als Ganzes effizienter und innovativer.
„Standardlösungen kann man nur gemeinsam entwickeln. Unter unserem Dach können Unternehmen kooperieren, ohne dass dabei ein Anbieter dominiert“, erklärt Nettsträter. In sogenannten Working Groups treffen sich die Mitglieder, um an verschiedenen Projekten zu arbeiten. Ein Vorzeigeprojekt ist die Working Group zum elektronischen Frachtbrief (eCMR), die bereits weit fortgeschritten ist.
Ein weiteres spannendes Feld ist die Working Group Track & Trace. Hier diskutieren renommierte Unternehmen wie DB Schenker, Dachser und Rhenus über die einheitliche Benennung von Transportereignissen auf Plattformen. Diese Zusammenarbeit ist essenziell, um komplexe Logistikprozesse zu vereinfachen und zu standardisieren.
Intralogistik im Wandel
Viastore, ein Mitglied der Open Logistics Foundation, bringt frischen Wind in die konservative Intralogistikbranche. Dr. Harald Göbel, COO von Viastore Software, erklärt: „Die Intralogistik ist eher konservativ und betrachtet Open-Source-Ansätze mit Skepsis. Viele haben Angst, bei ihrer proprietären Software Abstriche machen zu müssen.“ Doch genau hier setzt Viastore an und sucht Mitstreiter, um Open Source in der Intralogistik zu etablieren.
Ein vielversprechender Ansatz ist die Anbindung von Subsystemen an Warehouse Management Systeme (WMS). Die Idee ist, eine einheitliche Schnittstelle zu entwickeln, die von allen Herstellern genutzt werden kann. „Jedes WMS hat Grundfunktionen, die keine Wettbewerbsdifferenzierung bringen. Diese könnten wir als Open Source zur Verfügung stellen“, so Göbel.
Der erste Schritt ist der schwerste
Die Open Logistics Foundation und Viastore sind sich einig: Um den Stein ins Rollen zu bringen, braucht es konkrete Piloten und Projekte. Ein Beispiel könnte die Integration der proprietären Managementsoftware von AutoStore-Systemen in WMS sein. Dies könnte der Startpunkt für eine neue Working Group innerhalb der Foundation sein.
Die Zukunft der Logistik liegt in der Zusammenarbeit und der Nutzung gemeinsamer Ressourcen. Die Open Logistics Foundation ist bereit, diesen Weg zu gehen und die Branche zu revolutionieren. „Es braucht einen Piloten, ein konkretes Thema, um Interesse zu wecken“, ist Harald Göbel überzeugt. Der erste Schritt mag der schwerste sein, aber er ist auch der wichtigste. Und in einer Branche, die sich immer wieder auf Standards einigen konnte, sollte das möglich sein.
Die Reise hat begonnen, und sie verspricht, die Logistiklandschaft nachhaltig zu verändern. Die Open Logistics Foundation und ihre Mitglieder sind bereit, die Herausforderungen gemeinsam anzugehen und die Zukunft der Logistik neu zu definieren.
Quelle: logistik heute