Die Logistikbranche ist das Herzstück des modernen Handels. Ohne sie blieben Regale leer, Unternehmen stünden still und unser Alltag wäre kaum denkbar. Doch gerade dieser Schlüsselbranche geht der Nachwuchs aus. Der Fachkräftemangel hat in den letzten Jahren drastisch zugenommen, und besonders bei Auszubildenden klafft eine große Lücke. Ein innovativer Ansatz, der diesem Trend entgegenwirken könnte, ist die sogenannte Verbundausbildung. Diese Form der Kooperation zwischen mehreren Unternehmen könnte eine vielversprechende Lösung sein, um die Attraktivität der Ausbildung in der Logistik zu steigern und gleichzeitig dem Bewerbermangel entgegenzuwirken.
Ein gutes Beispiel für diese Zusammenarbeit bieten die Firmen Carl Ungewitter Trinidad Lake Asphalt und Addicks & Kreye Container Logistik aus Bremen. Beide Unternehmen haben sich zusammengeschlossen, um eine umfassendere Ausbildung für ihre Auszubildenden zu ermöglichen. Leoni Löwe, eine junge Frau im dritten Lehrjahr ihrer Ausbildung zur Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistung, hat hiervon bereits profitiert. Während sie normalerweise an ihrem Schreibtisch in Bremen sitzt und internationale Transporte organisiert, durfte sie im Sommer eine Station in Bremerhaven absolvieren. Dieser Wechsel hat ihr die Möglichkeit gegeben, die logistischen Prozesse, die sie sonst nur vom Bildschirm kennt, hautnah zu erleben – vom Lastwagen bis zum Hafen. "Dieser Sichtwechsel war unglaublich wertvoll", so Leoni. Die praktische Erfahrung half ihr, ein besseres Verständnis für ihre Arbeit zu entwickeln und sich auf eine viel breitere Wissensbasis zu stützen.
Doch die Herausforderung, junge Menschen für diesen Beruf zu begeistern, bleibt groß. Viele Ausbildungsstellen in der Logistik bleiben unbesetzt. Die Ausbildungsleiterin Regina Mehrtens berichtet von der sinkenden Zahl an Bewerbungen. Wo früher hundert Bewerbungen auf den Tisch flatterten, sind es heute oft nur eine Handvoll. „Wir müssen die jungen Menschen für diese Berufe begeistern und ihnen die Vielfalt und Möglichkeiten der Logistik aufzeigen“, so Mehrtens.
Das Potenzial der Verbundausbildung in der Logistik
Verbundausbildung kann Unternehmen in der Logistik viele Vorteile bieten. Gerade kleine und mittlere Betriebe, die möglicherweise nicht alle Aspekte einer modernen Logistikausbildung abdecken können, profitieren von der Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen. Indem sie ihre Auszubildenden zeitweise an Partnerbetriebe abgeben, erweitern sie deren Horizont und verbessern gleichzeitig die Ausbildungsqualität. Die jungen Menschen lernen verschiedene Prozesse und Arbeitsweisen kennen und werden so zu vielseitigen Fachkräften ausgebildet.
Auch wenn dieser Ansatz nicht ohne Herausforderungen ist – der Austausch erfordert Koordination und Offenheit zwischen den Betrieben – zeigt sich, dass er in der Praxis durchaus funktionieren kann. Die Vorteile für Auszubildende wie Leoni sind offensichtlich: Sie gewinnen wertvolle Einblicke und praktische Erfahrungen, die sie in einem einzelnen Unternehmen so nicht hätten machen können. Gleichzeitig wird die Ausbildung attraktiver und die Chance auf gut ausgebildete Fachkräfte steigt.
Für die Logistikbranche könnte die Verbundausbildung somit ein wichtiger Schritt sein, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Unternehmen müssen sich allerdings bewusst sein, dass es Zeit und Mühe kostet, ein solches Modell erfolgreich zu etablieren. Doch wenn es gelingt, könnte dies nicht nur die Logistik, sondern auch viele andere Branchen nachhaltig stärken.
Quelle: Verkehrsrundschau