Norddeutschlands Häfen sind mehr als malerische Kulissen für Postkartenmotive – sie sind die pulsierenden Herzkammern der deutschen Logistik. Hier treffen sich internationale Handelsströme, die Energiewende und nationale Sicherheitsinteressen. Doch diese Drehkreuze geraten ins Stocken. Was fehlt, ist eine Infrastruktur, die nicht nur heutigen Anforderungen gerecht wird, sondern auch die Herausforderungen von morgen meistern kann.
In einer Welt, die sich immer schneller dreht, ist Logistik der Motor, der alles in Bewegung hält. Doch dieser Motor stottert zunehmend, vor allem in Norddeutschland. Marode Brücken, veraltete Schienennetze und unterdimensionierte Straßen machen den Häfen zu schaffen. Es ist wie bei einem Uhrwerk: Wenn ein Zahnrad klemmt, bleibt das ganze System stehen. Niedersachsen und Schleswig-Holstein haben diesen Weckruf erkannt. Sie fordern, dass der Bund endlich tief in die Tasche greift, um den Norden zukunftssicher zu machen.
Dabei geht es nicht nur um Wirtschaftsinteressen. Wie Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies betont, hat die Hafeninfrastruktur eine strategische Bedeutung, die weit über den Warentransport hinausgeht. Im Ernstfall muss Deutschland seine Verteidigungsfähigkeit unter Beweis stellen können – und dazu gehören auch Häfen, die einsatzfähig sind.
Doch der Status quo zeigt: Die norddeutschen Länder tragen eine Last, die sie allein nicht schultern können. Sie stellen Infrastruktur bereit, die ganz Deutschland nutzt, während die finanzielle Unterstützung des Bundes einem Tropfen auf dem heißen Stein gleicht. Die bisher bereitgestellten 38 Millionen Euro pro Jahr sind, so die Kritik, nicht mehr als ein Taschengeld. Nötig wären mindestens 400 Millionen Euro, um die Herausforderungen zu bewältigen.
Doch es geht nicht nur um die Reparatur alter Schwachstellen – die Küstenländer sehen die Chance, die Logistik von Grund auf neu zu denken. Ein Positionspapier zur Verteidigungsindustrie soll 2025 ein klares Signal an die Bundesregierung senden: Innovationen, Klimaschutz und Wirtschaftswachstum sind keine Gegensätze, sondern die Säulen einer modernen Logistik.
Ein konkreter Vorschlag, der in der Diskussion immer wieder aufkommt, ist die Umwidmung von Erlösen aus Offshore-Windparks. Ein Teil dieser Einnahmen könnte direkt in den Ausbau der Hafeninfrastruktur fließen – eine Win-Win-Situation für die Energiewende und den Logistikstandort Deutschland.
Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen spricht aus, was viele denken: „Wir sind momentan nicht gut aufgestellt.“ Doch anstatt in Resignation zu verfallen, fordern die Küstenländer Tempo und Tatkraft. Denn eine leistungsfähige Logistik ist nicht nur der Schlüssel zur Wettbewerbsfähigkeit, sondern auch zur Nachhaltigkeit.
Kurs halten, Zukunft sichern
Norddeutschlands Häfen sind nicht nur die Tore zur Welt, sondern auch der Kompass für eine nachhaltige und resiliente Wirtschaft. Doch ohne Investitionen drohen diese Tore zu verklemmen. Es ist an der Zeit, dass der Bund Verantwortung übernimmt und die Logistik auf Kurs bringt – für ein Deutschland, das nicht nur mithalten, sondern den Takt vorgeben kann.
Der Norden hat die Signale gesetzt, nun liegt es am Rest des Landes, darauf zu reagieren. Denn eines ist klar: In der Logistik ist Stillstand keine Option.
Quelle: logistik heute