Wenn Waren nicht mehr rollen, stockt die Wirtschaft. Die jüngste Debatte um dauerhafte Grenzkontrollen bringt nicht nur politische Konsequenzen mit sich, sondern stellt auch die Logistikbranche vor gewaltige Herausforderungen. Während die Union auf schärfere Kontrollen setzt, schlagen Experten der Branche Alarm: Ohne kluge Ausnahmeregelungen könnte der freie Warenverkehr in Europa empfindlich gestört werden – mit Folgen für Unternehmen und Verbraucher gleichermaßen.
Bereits während der Pandemie und internationalen Großereignissen zeigte sich, wie entscheidend flexible Lösungen für den Frachtverkehr sind. Die sogenannten Green Lanes ermöglichten es Lastwagen, die Grenzen innerhalb von 15 Minuten zu passieren – ein Verfahren, das sich bewährt hat. Nun fordern Logistikverbände genau diese Sonderregelung erneut, sollten Grenzkontrollen tatsächlich flächendeckend eingeführt werden.
Der Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV) bringt es auf den Punkt: "Ohne eine pragmatische Lösung stehen wir vor massiven Verzögerungen, steigenden Transportkosten und einer Kettenreaktion, die sich bis in die Ladenregale fortsetzen wird." Besonders für Unternehmen mit grenzüberschreitendem Handel drohen erhebliche Nachteile – von Verzögerungen bei der Lieferung über steigende Frachtraten bis hin zu Engpässen bei wichtigen Gütern.
Doch es geht um mehr als nur wirtschaftliche Interessen. Lieferketten sind komplexe, fein abgestimmte Systeme. Schon geringe Störungen können ausreichen, um ganze Produktionsabläufe ins Wanken zu bringen. Und während die Politik über Sicherheit diskutiert, warnen Experten davor, dass ohne eine gut durchdachte Ausnahme für den Frachtverkehr der eigentliche Schaden an anderer Stelle entstehen könnte: bei den Verbrauchern, die sich mit höheren Preisen und Lieferengpässen konfrontiert sehen.
Ein Balanceakt zwischen Sicherheit und Wirtschaft
Natürlich ist die Sicherheit an den Grenzen ein wichtiges Thema. Aber die Erfahrung zeigt, dass es Lösungen gibt, die Sicherheit und wirtschaftliche Stabilität gleichermaßen gewährleisten. Die Green Freight Lane-Policy ist kein neues Konzept, sondern ein erprobtes Instrument, das sich bereits in Krisenzeiten bewährt hat. Eine pauschale Einführung von Grenzkontrollen ohne Berücksichtigung logistischer Notwendigkeiten wäre hingegen ein Spiel mit dem Feuer – mit unabsehbaren Folgen für Handel, Wirtschaft und Verbraucher.
Die Politik steht also vor einer entscheidenden Frage: Kann sie einen Weg finden, um Sicherheit und wirtschaftliche Effizienz in Einklang zu bringen? Die Logistikbranche hat ihre Antwort bereits gegeben. Jetzt liegt es an den Entscheidungsträgern, kluge und praktikable Lösungen zu schaffen, bevor sich die Schlangen an den Grenzen wieder in kilometerlange Staus verwandeln – und mit ihnen die Probleme für die gesamte Wirtschaft.
Quelle: t-online.de