
Manchmal braucht es mehr als eine steife Brise, um die Segel neu zu setzen. Nach zwei Jahren mit kräftigem Gegenwind erholt sich 2024 der Güterumschlag in den deutschen Seehäfen – langsam, aber deutlich spürbar. 274 Millionen Tonnen wurden im vergangenen Jahr über die Kaikanten deutscher Küstenstädte bewegt – ein Zuwachs von 2,3 Prozent. Die Richtung stimmt. Und auch wenn das Niveau von 2019 noch nicht ganz erreicht ist, lässt sich sagen: Die Logistik kommt wieder in Fahrt.
Dabei zeigt sich: Nicht alle Häfen profitieren gleichermaßen. Hamburg, Platzhirsch der deutschen Seehäfen, verzeichnete einen Rückgang von 2,6 Prozent. Dennoch bleibt die Hansestadt mit 97 Millionen Tonnen führend. Ganz anders die Entwicklung in Wilhelmshaven, das mit einem Plus von 15,7 Prozent einen deutlichen Sprung gemacht hat. Auch Bremerhaven (+8,6 %) und Schweden-Fähren-Knotenpunkt Rostock (-2,8 %) schreiben ihre eigenen Geschichten – jede eine kleine Momentaufnahme der globalen Warenströme.
Ein entscheidender Faktor: die Energie. Kohle, Öl und Flüssiggas machen einen gewichtigen Anteil am Seehandel aus – 40,1 Millionen Tonnen fossiler Energieträger wurden importiert, vor allem aus den USA, die ihren Platz als wichtigster Handelspartner behaupten. Über zwei Fünftel des Handelsvolumens mit den Vereinigten Staaten entfallen auf Energieimporte – ein Brennglas auf geopolitische Entwicklungen und energiepolitische Abhängigkeiten.
Doch nicht nur Schwergewichte wie Kohle und Gas schieben sich über die Hafenkanten – auch der Containerumschlag zieht wieder an. 13,3 Millionen Standardcontainer markieren ein Plus von 4,9 Prozent. Zwar fehlen noch rund 1,7 Millionen Einheiten zum Vor-Corona-Niveau, aber das Fundament ist gelegt.
Logistik erholt sich
Was bleibt? Die Erkenntnis, dass sich die Logistik, wenn auch mit Verzögerung, erholt. Sie ist und bleibt das Rückgrat des globalen Handels. Die Seehäfen – lebendige Schnittstellen zwischen Kontinenten und Märkten – zeigen 2024, dass sie bereit sind für neue Aufgaben. Und vielleicht ist es gerade in bewegten Zeiten beruhigend zu wissen, dass der Strom der Güter wieder kraftvoller fließt.
Quelle: logistik heute